Gesundheits-Probleme auf dem Balkan – Albanien, Bosnien und Montenegro

Stary Most in der Stadt Mostar
Stary Most, die Alte Brücke in der Stadt Mostar in Bosnien – Herzegowina.

Die Überwachung des Fortschritts im Bereich der reproduktiven Gesundheit, der Gesundheit von Müttern, Neugeborenen und Kindern (RMNCH) mit Hilfe des zusammengesetzten Versorgungsindexes (CCI) ist von entscheidender Bedeutung, um die Fortschritte der Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen (LMICs) bei der Erreichung des Ziels Nr. 3 für nachhaltige Entwicklung zu bewerten. Dieses Ziel besagt: Gesundheit und Wohlergehen – Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern.

Das Fachportal The Lancet präsentiert aktuelle Benchmarking-Daten für 70 arme Länder und Entwicklungsländer.

„Mithilfe von groß angelegten Datensätzen haben wir festgestellt, dass sich die gesamte RMNCH-Abdeckung (Gesundheit für Mütter und Kinder; Anm. KG) in allen Regionen, mit Ausnahme von Südeuropa, von 2000 bis 2020 und darüber hinaus verbessert hat. Trotz dieses allgemeinen Fortschritts gibt es nach wie vor erhebliche Lücken in der Abdeckung (…) Diese Lücken werden voraussichtlich in den nächsten 8 Jahren anhalten und die Erreichung des 80% CCI-Ziels bis 2030 behindern. Dennoch erreichten zwei Länder (Angola und Costa Rica) im Jahr 2000 das 80 % CCI-Ziel, und 14 weitere Länder schafften es, es bis 2020 zu erreichen. Darüber hinaus werden voraussichtlich 18 weitere Länder das Ziel bis 2030 erreichen.

The Lancet Global Health

Globale Aufwärtsentwicklung – doch Rückschritte auf dem Westbalkan

Alle in der Studie untersuchten Länder zeigten Aufwärtstrends in der Entwicklung zu den o.g. Zielen hin. Nur eine Region ist die Ausnahme: der Westbalkan. Im Jahr 2000 hatte diese Region 70,1 % der Entwicklungsziele erreicht – und fiel um 10 Prozent zurück. 60,4 % im Jahr 2020.

Um welche Länder geht es? Um die Balkanländer Albanien, Bosnien und Herzegowina und Montenegro. Sie sind keine EU-Mitglieder und stehen vor großen Herausforderungen: 

Das Problem auf dem Westbalkan: Landflucht

Landflucht: viele Auswanderer, gerade aus dem medizinischen Sektor, setzen die nationalen Gesundheitssysteme unter Druck. Ich musste das in deren Nachbarland Bulgarien selbst erfahren.

Das Problem ist quantitativ und qualitativ spürbar. Wer einen medizinischen Beruf hat und gut ist, geht meist ins Ausland. 

Die meisten Auswanderer/ Auslandsarbeiter aus diesen Ländern wurden vorher in ihrem Heimatland ausgebildet. Dazu vermerkt die Studie:

„Die Zahl der Ärzte und Krankenschwestern aus dem westlichen Balkan, die in den OECD-Ländern arbeiten, übertrifft die Zahl der zu Hause ausgebildeten Fachkräfte“. 

Es besteht die „Möglichkeit, dass der zunehmende medizinische Brain Drain, der möglicherweise mit der EU-Erweiterung verbunden ist, eine Rolle beim Rückgang der RMNCH-Abdeckung gespielt hat“.

Die Unterschiede von Städten zu ländlichen Gebieten sind dagegen geringer geworden. 

Inwiefern ist die Studie bedeutsam?

Es geht ja nicht um die Gesundheitsversorgung im Allgemeinen. Wieso ist die Studie also relevant? Weil a) der Schwerpunkt auf Mütter und Kindern einen Trend in dem untersuchten Land zeigt. Wo heute Mütter mehr sich selbst überlassen bleiben, kümmert sich der Staat morgen um noch weniger Bevölkerungsgruppen. Und weil b) die Ursache – Arbeiten im Ausland – immer mehr als die eine hier untersuchte Branche betrifft. Erwarte, dass auf dem Balkan Spezialisten überall Mangelware sind. Als Arzt, als Handwerker, als Babysitter, als Lehrer …

Was heißt das für Auswanderer?

Kurz und allgemein: Meidet diese Länder! Wenn Sie deutscher Rentner sind bzw. als Rentner auswandern wollen, gehen Sie besser in ein anderes Land.

Um es für alle anderen etwas vorsichtiger zu formulieren: Wenn Sie nach Albanien, Bosnien und Herzegowina oder Montenegro auswandern, brauchen Sie eine gute und individuell abgestimmte Reiseversicherung. Behandeln Sie den Versicherungsschutz nicht als Formalie.

Warum Auslandsreiseschutz? Der gilt doch nur eine gewisse Zeit und ist keine Lösung für immer? Das ist richtig! Vieles können Sie vor Ort im ersten halben Jahr klären und das ist eine Versicherungsdauer, die überschaubar und bezahlbar ist. Sehen Sie sich vor Ort um und finden heraus, ob das Zielland Ihren Erwartungen entspricht. Wenn Sie Schritt für Schritt nach unserem Ratgeber vorgehen, kommen Sie gut ans Ziel.

Es könnte sich lohnen, schon von Deutschland aus Ärzte in der jeweiligen Landeshauptstadt zu kontaktieren. Wenn ein Arzt gut ist, hat er dort öfter mit Ausländern zu tun und spricht i.d.R. Englisch.

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