Wachstums-Stufe und Erhaltungsstufe

Niemand kriegt beim ersten Mal alles richtig hin. Was uns ausmacht, ist, wie wir aus unseren Fehlern lernen. – Richard Branson

Die Lerntheorie sagt uns, dass es bei jeder Art von Training zwei Stufen gibt. Es gibt die Erhaltungsstufe und die Wachstumsstufe. Das heißt,

  • Rückschritt, wenn man nicht lernt/ trainiert. Wer gar nichts (oder zu wenig) tut, hält nicht einmal den einst erreichten Stand, sondern verlernt: vergisst, was er wusste.
  • Stagnation, wenn man wenig lernt/ trainiert. Wer wenig lernt, hält den einmal erreichten Stand, vergisst dies, lernt dafür das – aber er bleibt auf demselben level. Das ist die Erhaltungsstufe.
  • Entwicklung, wenn Intensität und Umfang über der Erhaltungsgrenze liegen. Nur wer über die Erhaltungsstufe hinausgeht, lernt dazu. Er hat die Wachstumsstufe erreicht.

Der populäre Irrtum

Was man landläufig unter Lernen versteht, ist auf der dritten Stufe, auf der Wachstumsstufe. Viele Menschen glauben, das funktioniere von sich aus – und wundern sich, es nicht klappt mit dem Lernen. Schon wenn sie wüssten, dass unterhalb der Wachstumsschwelle die Erhaltungsschwelle liegt, wären sie erfolgreicher.

Häufig werden Verlernen, Rückschritte und Vergessen nicht angesprochen – aus falsch verstandener Rücksicht.

Mann am Schreibtisch, konzentriert

Jochen lernte Hindi

Jochen hat vor seiner Indienreise Hindi gelernt. Er erzählt: „So konnte ich Essen bestellen, nach dem Weg fragen und mich sogar über einfache Sachen unterhalten. Aber leider hatte ich nur die Grundlagen der Sprache gelernt und hatte die „magische Stufe“ nicht überschritten. Ich beherrschte nur das Sprachniveau A2 und hatte lediglich 1300 Wörter gelernt.“ Drei Jahre später hatte er fast alles wieder vergessen.

Was ist Sprachniveau A2? Das ist eine Stufe des Sprachvermögens nach dem vereinheitlichten Schema in Europa. Nennt sich gemeinsamer europäischer Referenzrahmen für Sprachen, Details hier. Die meisten Sprachkurs-Anbieter verwenden diese Stufen. So wird der Anfangsstand und das Lernergebnis vergleichbar, egal wo du lernst. Darum ist es hilfreich, wenn du diese Stufen kennst und weißt, wo du bei Bedarf mal nachschlagen kannst.

Praktischer Test: Mit Sprachniveau A2 kannst du keine indischen Filme verstehen.

Wie kann ich das gerade Gelernte festigen?

Praktische Möglichkeiten im Alltag, um über über Sprachniveau A2 hinaus zu kommen:

  • Filme in deiner Fremdsprache schauen
  • Bücher in deiner Fremdsprache lesen
  • Internetseiten dieser Sprache besuchen
  • Schreibe Kommentare und E-Mails in der Fremsprache
  • Besuche das Land
  • Triff dich mit Muttersprachlern der Sprache, die du lernst. Neudeutsch werden solche Bekannten „Tandempartner“ genannt; du kannst auf ebay dazu inserieren.

Faustregel: 3000 Wörter

Jemand hat mal gesagt, dass man 3000 Wörter der Fremdsprache kennen müsse, um diese Sprache zu beherrschen und um das Gelernte langfristig zu behalten. Der Gedanke dabei war der: Wenn du weniger Wörter beherrschst, wirst du keine Filme verstehen, kannst kaum ein Buch lesen und wirst daher die Sprache Zuhause kaum benutzen. Und wenn du sie nicht anwendest, verlernst du sie wieder.

Hintergrund-Info: Wenn jemand 3.000 Vokabeln kennt, entspricht das dem Sprachniveau B2. 5.000 Vokabeln entsprechen der Stufe C2. — Solche Zahlen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen, denn: Die Zeitung „Bild“ ist angeblich für Leser geschrieben, die einen Wortschatz von 800 bis 1.000 Wörtern haben. Und da geht es um die Muttersprache.

Keimende Pflanze hebt sich aus der Erde.
Schon Aristoteles wusste: „Die Wurzeln der Bildung sind bitter, aber ihre Früchte sind süß.“

Fazit

Du weißt jetzt, dass es die Erhaltungsschwelle und die Wachstumsschwelle gibt. Na ich denke, du wusstest das schon vorher – aber vielleicht hast du sie nie so genannt.

Du weißt aus eigener Erfahrung, dass man über längere Zeit schon etwas tun muss, um auch nur den Stand zu halten, den man schon hatte. In jeder Ausbildung ist Wiederholung eingebaut. Im Berufsalltag bewirkt die tägliche Routine, dass man das Gleiche immer wieder macht. Aber mehr ist es eben nicht. Und das kann dröge werden. Darum gibt es Weiterbildungen; darum kümmern sich oft die Arbeitgeber um die Karriere (Lernkurve) ihrer Mitarbeiter.

In unseren Sprachkursen geht es nicht nur um den Lernstoff (Vokabeln, Grammatik) – sondern die Kurse sind so angelegt, dass du über die Wachstumsschwelle kommst. Unbesehen garantieren kann das niemand – Menschen sind schließlich keine Roboter. Aber alles, was andere für den Sprachschüler tun können, tun die Anbieter. Sie bauen Wiederholungen ein, optimieren die Zeit, berücksichtigen richtige und falsche Antworten usw.

Du bist da, finde ich, in guten Händen. 🙂

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