Ausgewandert in die USA – endlich Zuhause! (Interview)

Willkommensschild im Bundesstaat Maine
„Willkommen in Maine“ … So soll das Leben sein

Alex, in den Vereinigten Staaten geboren, ist vor fünf Jahren dorthin ausgewandert. Der Weggang aus Deutschland fiel leicht, denn in den USA fühlt sie sich endlich Zuhause.

(Fragen für wohin-auswandern.de: Knut Gierdahl)

Stelle dich bitte kurz vor.

Ich heiße Alexandra, bin 27 und bin mit 22 in die USA (Alabama) ausgewandert. Heute lebe ich im wunderschoenen Maine, wo ich mich zum ersten mal in meinem Leben daheim fühle.

Foto von Alex
Die Interviewpartnerin Alex


Warum bist du ausgewandert, wer/was gab den Ausschlag?

Ich wurde in den USA geboren und verbrachte ein paar Jahre meiner frühen Kindheit hier, als meine Familie fuer einige Zeit in Illinois lebte.

Ich wuchs in Deutschland auf, aber mein ganzes Leben lang hatte ich Heimweh nach den USA. Etwas in mir wollte immer weg aus Deutschland und ich habe mich dort auch nie daheim gefuehlt. Als ich ein Kind war und in der Schule erzählte, dass ich eines Tages wieder nach Amerika gehe haben mich die anderen ausgelacht, weil mir keiner glaubte. Doch das war mir egal. Ich wusste, dass ich mir eines Tages meinen Lebenstraum erfüllen und wieder in die USA zurückkehren würde.

Warum fiel die Wahl gerade auf die USA?

Wie bereits erwähnt, wurde ich in den USA geboren. Dadurch habe ich auch die doppelte Staatsbürgerschaft, was es sicherlich vereinfacht hat. Doch das war natürlich nicht der einzige Grund, warum ich in die USA wollte. Ich liebe das Land, die Natur, die Sprache, die Möglichkeiten, die sich einem hier bieten und einfach das Gefühl, das ich habe, wenn ich hier bin.

Und warum von allen Bundesstaaten Maine?

Maine war anfangs gar nicht geplant. Als ich vor fünf Jahren in die USA kam, zog es mich zu erst nach Alabama. Da ich aber da unten nie wirklich glücklich war und mir u.a. die vier Jahreszeiten und vor allem der Schnee fehlte, beschloss ich, nach Maine zu ziehen. Ich habe hier oben Familie und war 2005 bereits mehrere Monate zum Arbeiten hier. Ich lebe umgeben von Bergen, Seen, Wäldern und nicht weit weg vom Meer. Ein absolutes Paradies für Naturliebhaber! Ich fühle mich, als würde ich im Urlaub leben. 365 Tage im Jahr.

Wer begleitete dich?

Keiner.

Wie war die Reaktion der Familie und der Freunde und Bekannten?

Von den Meisten wurde ich nicht ernst genommen, bis ich meinen Job in Deutschland von heute auf morgen kündigte, fast all meine Sachen verkaufte, die letzten 7 Sachen zusammen packte und good-bye winkte. 😉

Meine Familie hat mich unterstützt, vor allem meine Mutter. Denn sie wusste all die Jahre, dass ich nicht glücklich war. Manche Freunde und Kollegen hielten mich für leichtsinnig, weil ich ja noch nicht mal einen Job in den USA hatte, als ich mich ins Flugzeug setzte. Mein ehemaliger Chef sagte sogar, dass er mich wieder einstellt, falls ich zurück kommen sollte. Mir war aber von Anfang an klar, dass ich nicht wiederkehre. Wenn man auswandert, kommt man nicht zurück!

Wieviel Geld nahmst du mit?

An den genauen Betrag kann ich mich nicht mehr erinnern. Ich weiß jedoch aus Erfahrung, dass man mindestens $10,000 in der Tasche haben sollte wenn man in die USA auswandert; je nach Staat und eventuell noch mehr.

Ich habe anfangs keinen Job gefunden und lebte eine Weile von meinen Ersparnissen. Außerdem brauchte ich ein Auto, denn wenn man nicht grade in einer Großstadt lebt, kommt man ohne Auto nicht weit. Weitere Kosten waren Miete/Kaution, Versicherungen, Möbel, Handyvertrag und andere Nebenkosten. Da kommt ganz schön was zusammen. Und wenn man nicht gleich einen Job findet, kann das ganz schön eng werden.

Eröffnete dein Beruf dir besondere Chancen in den Staaten?

Nicht wirklich. Ich bin gelernte Grafik Designerin, aber in Alabama konnte ich damit nichts anfangen. In California oder New York hätte ich wahrscheinlich bessere Chancen gehabt. Da ich aber einen Job brauchte, habe ich eben im Einzelhandel als Assistant Store Manager gearbeitet, um zumindest ein paar gute Referenzen zu bekommen. Denn ohne die geht hier gar nichts!

Hattest du einen bestimmten Wohnort als Ziel?

Als ich nach Alabama zog wollte ich nach Huntsville.

Woher kanntest du diesen?

Ich schaute bei Google Maps nach einer Stadt, in die ich ziehn könnte. 😉 Ich informierte mich über Huntsville und die Gegend und 6 Wochen vor meiner Auswanderung war ich dort, um mir alles anzuschauen und dann stand der Entschluss fest.

Wer half dir bei den ersten Schritten? (Behörden, vorläufige Wohnung, Telefon, Auto,…)

Ich hab mich im Internet schlau gemacht. Zudem hatte ich einen deutschen Freund in Alabama, der mir ein paar Sachen zeigte und erklärte.

Wie fandest du die neue Wohnung?

Ich schaute bei apartments.com und fand eine schöne Apartment Community, die ich mir bei meinem Spontantrip nach Huntsville anschaute und 6 Wochen später zog ich dort hin.

Welche Erfahrungen hast du mit den US Behörden?

Positive wie auch negative. Mir ist aufgefallen, dass viele Beamte (vor allem in Town Halls) komplett überfordert sind, sobald etwas nicht nacht Schema F geht. Und viele arbeiten auch nicht sehr genau.

Wie hast du neue Freunde gefunden?

Übers Internet. Über MySpace fand ich damals einige nette Leute in meiner Gegend, u.a. auch einige Deutsche. Wir gründeten sogar einen deutschen Stammtisch. Ohne Internet wäre meine Auswanderung nicht so ‘einfach’ gewesen.

Wie eng ist heute der Kontakt zur Familie und Freunden in Deutschland?

Mit meinen Eltern telefoniere ich jeden Samstag und zu alten Freunden habe ich über Facebook Kontakt. Einige Freundschaften sind auch auseinander gegangen. In den letzten Jahren habe ich gelernt damit zu leben. Immerhin wohne ich ein paar tausend Kilometer weit weg und ich fliege nicht oft nach Deutschland.

Welche beruflichen Erfolge konntest du verzeichnen oder Rückschläge musstest du hinnehmen?

Der größte Rückschlag war, dass ich anfangs keinen Job finden konnte. Und da es in meiner Gegend keine Jobs in meiner Branche gab, musste ich eben was komplett anderes machen. Es war nicht immer toll und ich war unterbezahlt, aber wenn man überleben muss, hat man keine Wahl. Wer ein neues Leben in einem anderen Land anfängt, muss bereit sein, Kompromisse einzugehen und sein Niveau herunterschrauben.

Zudem kann es sein, dass man nicht sofort oben einsteigen kann, sondern sich hocharbeiten muss. So war es zumindest bei mir. Wie bereits erwähnt, sind Referenzen ganz wichtig in der amerikanischen Arbeitswelt.

Ich konnte aber auch Erfolge verzeichnen. Heute arbeite ich als Front-end Web Developer fuer eine grosse eGov Firma. Alles was ich für diesen Job brauche, habe ich mir in den letzten zwei bis drei Jahren selbst beigebracht, weil ich es mir nicht leisten konnte, aufs College zu gehen; meine deutsche Ausbildung wird hier nur als 2-year degree anerkannt.

Das bestätigt meiner Meinung nach, dass man es hier wirklich zu etwas bringen kann, wenn man bereit ist, etwas dafür zu tun. Ich bin zwar nicht der Tellerwäscher, der es zum Milionär geschafft hat (noch nicht ;-)) aber ich bin mehr als glücklich mit dem, was ich bisher erreicht habe.

Würdest du heute wieder auswandern?

Auf jeden Fall.

Wie erlebst du das Verhältnis zwischen Deutschen und Amerikanern?

Als Deutscher habe ich in den USA bisher nur gute Erfahrungen gemacht. Ich bin bisher überall herzlich willkommen worden und die meisten Amerikaner zeigen großes Interesse an Deutschland und der deutschen Kultur. Sobald ich erwähne, dass ich in Deutschland aufgewachsen bin, erzählt man mir von Freunden oder Verwandten, die in Deutschland stationiert waren oder sonstigen Verbindungen, die die Amerikaner nach Deutschland haben.


Herzlichen Dank für das Gespräch, Alex! 🙂 Und weiterhin alles Gute im „Pine Tree State“.

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