In der Krise werden die Karten für den Aufschwung neu gemischt

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Gerade trafen sich die Vertreter der G-20 Staaten, um Auswege aus der Krise zu prüfen und die Finanzmärkte neu zu ordnen. Behalten wir das im Hinterkopf, um jetzt einen Blick in die Zukunft zu werfen. Der Schwerpunkt liegt im Folgenden auf Möglichkeiten für Firmen und Unternehmer im Ausland.

Prognosen…

Mitte 2010 ist die wirtschaftliche Talsohle durchschritten, sagen derzeit die (meisten) Prognosen. Gehen wir davon aus, dass sie damit richtig liegen. Wie geht es weiter?

Die Wirtschaft läuft an, Vertrauen in Banken steigt, neue Produkte kommen auf die Märkte. Die Rohstoffpreise steigen wieder. Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit werden wieder ein größeres Thema (hat in den letzten Wochen irgendwer darüber gesprochen?). Die Nachfrage wächst, wenn vielleicht auch etwas langsamer. Immerhin hatte es beim letzten Aufschwung in Deutschland über ein Jahr gedauert, bis die von Trendforschern ermittelten Signale sich in geänderten Verhaltensweisen im Konsum manifestiert hatten. Umgekehrt ist die Kauflaune der Deutschen auch ein halbes Jahr nach Ausbruch der Finanzkrise noch ungebrochen.

Warten auf den Aufschwung?

Vom Aufschwung kann jeder Marktakteur profitieren. Jedoch werden die Einstiegskosten für Markteinsteiger nur dort niedrig sein, wo der Eintritt auch vorher gut möglich war oder Märkte zusammengebrochen sind. Letzer Fall scheint wenig wahrscheinlich, solange eine Neuordnung durch den Schutz „systemrelevanter“ Unternehmen verhindert wird. Über Steuererhöhungen wird zumindest ein Teil der aktuell vervielfachten Staatsschulden abgebaut werden. Die Belastung wird von Land zu Land verschieden hoch sein; derzeit sind nur erste grobe Vergleiche unter Vorbehalt möglich.

Oder heute ins Ausland?

Viele Unternehmen müssen sich neu strukturieren. Aber gerade jetzt „gibt [es] wenige Käufer, und die Finanzierung ist oft schwierig. Dabei ist erwiesen, dass gerade in Krisenzeiten die Karten für den Aufschwung neu gemischt werden.“ (HBM 2/2009, S.33)

So stellt sich die Frage, wo sich ein Neustart im Ausland, als Neugründung oder bei Firmenübernahme, lohnt. Ein krisenfestes Produkt vorausgesetzt, spricht einiges für

Für Südamerika spricht die Möglichkeit zur autarken Lebensweise. Für Firmen ist das nicht relevant, für selbstständige Unternehmer schon eher. Gerade, wenn jemand seinen Lebensunterhalt durch die eigene kleine Firma bestreiten will, ohne sich mit Haut und Haaren in die Geschäftswelt stürzen zu müssen. In den Ländern Südamerikas sind nicht-industrielle Landwirtschaft und Subsistenzwirtschaft gut möglich. Außerdem steht die einheimische Bevölkerung akzeptierend-neutral bis freundlich zu Ausländern. Wollte man letzten Aspekt ausklammern, wäre Afrika auch erwägenswert.

Doch wo wird sich die Krise am ehesten überstehen lassen und welche Gesellschaft verspricht für die Zukunft eine prosperierende Wirtschaft? Um das abzuschätzen, muss man berücksichtigen, wie unabhängig und souverän der jeweilige Staat agieren kann. Was die Ausstattung mit natürlichen Ressourcen, „Humankapital“ und Kapital angeht, stehen Kanada und die USA aussichtsreich da. Besser als Westeuropa, besser als Russland. Dafür spricht unter anderem,

  • geringe Bevölkerungsdichte
  • viele natürliche Ressourcen
  • die USA sind der Anziehungspunkt für High-Potentials
  • gesunde Demografie (Stichwort Bevölkerungspyramide); auch wenn die Einwanderungspolitik der USA teils umstritten ist
  • Technologieführerschaft: das Internet wurde zwar in der Schweiz erfunden, aber in den USA nutzbar, „bewohnbar“ gemacht

Alternativen?

Außerdem kenne ich zwei Angebote für Unternehmensübernahmen in Thailand.(*) In Prachuap Khiri Khan und in Krabi. Daraus kann man keine generelle Empfehlung für Thailand ableiten – aber wer ernsthaft ans Auswandern denkt, und sich nicht auf o.g. Regionen festgelegt hat, findet da erwägenswerte Alternativen. Solche Angebote kommen in den nächsten Jahren nicht wieder. 

Ich hatte einen der Geschäftsführer, Mr. Joensen, gefragt, wie er selbst sein Unternehmen sieht. Er antwortete:

„In all my active life in business I have been working with mass consumer products. It has been challenging in the way of establishing markets, winning new territories and doing a professional good job.

When I think back, I have to admit that the world has not been a better place due to my effort. I had just been substituting one junk product to another.

For the first time in my life I am now producing a product that really makes a difference. Producing health products is for me much more interesting than anything I have ever done before. I am proud of my product, and the feeling of actually helping people to a better life is without doubt the most rewarding feeling a person can have.“

Joensen, Geschäftsführer in Thailand

Ein letztes…

Gerade kleinere Länder – da sie i.d.R. eine weniger ausufernde Bürokratie aufbauen – und Schwellenländer – erst brauchen sie ihr Wirtschaftswunder, ehe sie an ein Sozialsystem westlichen Standards überhaupt denken können – sind in den nächsten Jahren ein lukratives Umfeld. Diesen Aspekten steht z.T. die relative Schwäche des jeweiligen Binnenmarktes gegenüber. Beides lässt sich gewinnbringend vereinen, wenn ein Produkt international konkurrenzfähig, also exporttauglich, ist.

* Ich möchte mich nicht als guten Kenner Thailands beschreiben. Aber auch nach mehrwöchiger Recherche (online, Bücher, Wirtschaftspresse) konnte ich keine generellen Warnsignale für Thailand finden. Im Gegenteil; das Land bietet attraktive Lebensbedingungen. Sicher, es bietet keine soziale Sicherheit wie Deutschland, verlangt aber auch weit weniger.