Auswandern nach Malta

Malta ist der südlichste der europäischen Zwergstaaten. Was erwartet den Auswanderer? Oder lockt Malta doch nur den Urlauber?

Steckbrief: Malta in Zahlen

DatenKommentar
Amtssprache: Maltesisch, Englisch
Hauptstadt: Valletta197.000 Einw.
Fläche: 316 km²
Einwohnerzahl: 433.300(2016)
Bevölkerungsdichte: 1370 Einw. pro km²(Deutschland: 230/km²)
BIP je Einwohner: 18.088 USDnominal, #36 weltweit
Human Development Index: 0,839#37 weltweit
Deutsche im Land: < 500(geschätzt)

Die maltesischen Inseln liegen im Mittelmeer 95 km südlich von Sizilien. Die größten Inseln Malta (etwa 246 km²) und Gozo sind bewohnt. Die Hauptstadt Valletta hat 5.700 Einwohner (Ende 2013; 2008 waren es noch 7.173 Einwohner). Valetta ist damit die kleinste Hauptstadt in der EU.

Malta ist das süßwasserärmste Land der Welt. Vier Meerwasserentsalzungsanlagen sind derzeit in Betrieb, darüber hinaus wird Süßwasser für die Bevölkerung auch auf dem Seeweg angeliefert.

Klima

Auf Malta herrscht Mittelmeerklima mit warmen, trockenen Sommern und feuchten, milden Wintern. Schnee gibt’s nicht auf Malta. Es fallen circa 500 mm Niederschlag pro Jahr, zum größten Teil zwischen Oktober und März. Das Mittelmeer lockt mit 14 °C Wassertemperatur im Winter und 25 °C im Sommer.

Bevölkerung

Nur vier Prozent der auf Malta lebenden Menschen sind anderer Nationalität. Die Malteser bleiben also lieber unter sich. Die meisten Ausländer kommen als Urlauber und verlassen die Insel nach kurzer Zeit wieder.

Viele Malteser arbeiten im (meist englischsprachigen) Ausland und kehren als Rentner nach Malta zurück. Der Katholizismus ist traditionell Staatsreligion, 98 Prozent der Malteser bekennen sich zu diesem Glauben.

Lage und Landschaft

Malta zählt mit einer Fläche von 316 Quadratkilometern zu den Zwergstaaten. Die Republik, die aus drei bewohnten Inseln und einigen Felsen besteht, ist etwas kleiner als die Hansestadt Bremen. Aber immerhin ist Malta doppelt so groß wie Liechtenstein und sogar größer als die Hansestadt Uelzen, diese niedersächsische Perle von einer Stadt. Kurz und gut: Unter den Zwergen ist Malta ein Riese.

Die Inselgruppe liegt 80 Kilometer südlich von Sizilien. 350 Kilometer sind es von Malta bis zur libyschen Küste, bis Al Khums.

Die Hauptinsel Malta hat eine Länge von 28 Kilometern und ist bis zu 13 Kilometern breit. Die zweitgrößte Insel ist Gozo, 67 Quadratkilometer groß. Sie ist 14,3 Kilometer lang und bis zu 7 Kilometer breit. Die anderen Inseln sind noch kleiner. Sie können sich die alle in Ruhe ansehen, wenn Sie mal dort sind. Und falls Sie jetzt denken: „Das wird sicher nicht der Fall sein …“ – eines möchte ich zu bedenken geben. Die Statistik erfasst immer nur einen kleinen Ausschnitt der Wirklichkeit. Statistik reizt manchmal zu seltsamen Vergleichen, aber das ist nicht alles. Was es sonst noch gibt? Nun, zum Beispiel das:

Malta bezaubert immer wieder durch seine vielfältigen Küstenformationen. Man mag sonst über die Insel sagen, was man will, aber diese starken Kontraste innerhalb weniger Minuten sind etwas ganz Besonderes. „Sind die Ost- und die Nordostseite von flachen Stränden und weiten Buchten wie der Marsaxlokk Bay, dem Marsamxett Harbour, dem Grand Harbour, der Mellieħa Bay und der St. Paul’s Bay geprägt, finden sich im Südwesten und Norden sehr scharf gezeichnete Küstenabschnitte mit Felsformationen und grottenähnlichen Einschnitten. Auf dieser Seite erhebt sich Malta sehr schroff aus dem Meer und bildet langgezogene Steilküsten, die an den Dingli Cliffs im Ta’ Dmejrek kulminieren, der mit 253 Metern höchsten Erhebung des Landes“ (Wikipedia).

Mentalität der Inselbewohner

Wenn Menschen auf Inseln leben, ticken sie meist ein bisschen anders. Und das um so mehr, je kleiner die Insel ist. Es gibt einen Fachbegriff, die Insularität. Als Insularität bezeichnet man die aus den Gegebenheiten einer geographischen Insellage hergeleiteten Besonderheiten. Malta ist SEHR klein. Sie dürfen also erwarten, dass Sie sich, wenn Sie dorthin auswandern, mehr umstellen müssen, als wenn Sie auf dem Festland bleiben.

Diese Fragen nach der Mentalität von Festland- und Inselbewohnern sind etwas schwierig zu packen. Die Soziologie ist ganz vorsichtig – und bleibt schwammig, theoretisch. Der unbelastete common sense hat kein Problem mit Klischees – und wird leicht tendenziös. „Je kleiner die Insel, desto schrulliger die Leute“ erklärt man sich landläufig durch die Abgeschiedenheit der Inselbewohner. Fremde sind selten, Inzucht unvermeidlich. Die Vendetta hielt sich über Jahrhunderte auf Sizilien und auf Korsika, auch als sie auf dem Festland nicht mehr praktiziert wurde, usw. usf. – Ist das heute immer noch so? Sind zwei Mio. Touristen im Jahr (Malta, 2015) genug Bewegung, um mögliche schädliche Inseleffekte zu mildern? Wie dem auch sei: Wenn Sie Malta oder eine andere Insel wie die Seychellen oder Curacao als neue Heimat wählen, behalten Sie im Hinterkopf, dass Insellagen ihre Besonderheiten haben.

Jede Insel hat eine relativ lange Küstenlinie und (hoffentlich) viel Stand. Das ist das eine. Jede Insel ist weit weg vom Festland, das Meer ist auch heute noch eine Barriere für die Bewegung von Menschen und Gütern.

Insularität

Der Begriff der Insularität wird seit dem vorigen Jahrhundert  wissenschaftlich verwendet. Vorher ging es um kauzige Eigenbrötler mit weichen Köpfen :). Man spricht von Insularität bei der Beschreibung von Klimamodellen, aber auch, wo es um die Besonderheiten der Bewohner von Inseln geht. Wirtschaftswissenschaften behandeln die besonderen Insellagen im Hinblick auf Güterverkehr und Logistik. In der Soziologie ist die Frage, was ist das Besondere, das die Inselbewohner vom Festlandbewohner unterscheidet. (Diese Frage wird von zwei Seiten beleuchtet, einmal als Selbstbild und einmal als Fremdbild. Wie sieht sich jemand selbst und wie sehen die anderen ihn).

Geschichtlich das bekannteste Beispiel einer Insellage ist das Vereinigte Königreich. Die Isolation von „Rest“-Europa (vom Festland) und zugleich die Vormachtstellung als erste Seemacht spielten immer eine Rolle, wenn die Briten sich in Europa umsahen. Und seit dem Votum für den EU Austritt bekommt diese exklusive Sonderlage, die Insularität, wieder neuen Auftrieb.

Insularität hat auch eine metaphorische Bedeutung. „Insellagen“ gibt es nicht nur geografisch, also nicht nur auf „richtigen“ Inseln. Sondern Insellagen ergeben sich auch auf dem Festland in der lautesten Großstadt. Ja, gerade dort gibt es immer wieder Lücken, wo das Leben nicht von der Zentralinstitution erfasst wird. Eine Insellage gibt es dort, wo sich eine Szene herausbildet, wo sich eine Subkultur abseits des Mainstream hält. Diese „Insel“ kann räumlich sein, sie kann aber auch nur kulturell auszumachen sein, das heißt: durch die besondere Kommunikation. Ein Stammtisch, eine Landkommune, eine Kirche – das können Inseln einer eigenen sozialen Realität werden abseits der Bereiche (Festland), die die gesellschaftlichen Funktionssysteme erfassen.

Und darum gibt es Menschen, die erst glauben, sie müssten auswandern, und dann feststellen, dass sie das, was sie eigentlich suchen – ihre Insel – auch da leben können, wo sie bislang wohnen.

Einreisebestimmungen

Die Einreise nach Malta ist mit einem gültigen Reisepass oder Personalausweis möglich. Deutsche benötigen kein Visum für die Einreise. Kinderausweise mit Foto werden anerkannt. Malta ist Mitglied im Schengenraum und seit 2008 in der EU, es gilt also Personenfreizügigkeit. Dennoch ist auswandern nach Malta … sehr speziell.

Valetta. Ein Kurzüberblick

Ich möchte Ihnen einige Facetten von Valetta vorstellen, denn das zeigt schnell viele wichtige Details für Auswanderer. Valetta gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Sie ist die kleinste Hauptstadt der Europäischen Union und mit 1587 Ew./km2 die am dichtesten besiedelte unter allen EU-Hauptstädten. Diese wenigen Daten versprechen einen reizvollen Kurzbesuch in Valetta. Zugleich ist Skepsis angebracht, wenn Sie überlegen, nach Malta auszuwandern.

Wie immer gilt: Schauen Sie sich die drei Inseln der Republik Malta an, tun Sie das zu verschiedenen Jahreszeiten (Tourismus-Saison beachten!) und vor allem: gehen Sie in der Planungsphase überlegt vor. Das ist kein Urlaub! Sie erforschen ein unbekanntes Gebiet auf seine Tauglichkeit und Vorzüge, um dort eventuell für einige Jahre zu leben. Ich habe Ihnen detailliert aufgeschrieben, wie Sie Schritt für Schritt auswandern. Befolgen Sie diese Hinweise und Ratschläge und Sie landen im Zielland Ihrer Träume.

Bleiben wir noch etwas in Valetta. Die Erwerbsbevölkerung auf Malta liegt bei 193.000 Menschen. Über die Hälfte davon (91.000 Personen, Stand 2015) arbeiten in Valetta und im umliegenden Ballungsraum. Wie groß ist dieses Ballungsgebiet? Der hauptstädtische Ballungsraum umschließt die Ortschaften Sliema, Birkirkara, San Gwann, Paola und Zabar. Also sind knapp 50 Prozent der Bevölkerung Maltas erwerbstätig.  Die Arbeitslosenquote bei den 20–64-Jährigen pendelt seit 2011 zwischen fünf und sechs Prozent.

Zur Rolle des Tourismus

Wie auf ganz Malta ist auch in der Hauptstadt der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftszweig. Wichtig und klein, wohlgemerkt. Der Tourismus spielt sich im Wesentlichen im Gebiet um den Grand Harbour ab: Souvenirläden, Boutiquen, Restaurants und Einkaufszentren wechseln sich ab. Im Jahr 2015 besuchten 1,8 Mio. Touristen Malta. Jeder Tourist, der nach Malta kommt, verlässt die Insel nicht, ohne mindestens einmal Valletta betreten zu haben. Was bleibt ihm anderes übrig, könnte man unken. Aber diese Eckpunkte sollen nur helfen, sich ein Bild vom dortigen „Tourismus“ zu machen. Das ersetzt natürlich nie den eigenen Eindruck vor Ort. Aber relativ viele Auswanderer stellen sich vor, im Zielland ein Handwerk, ein kleines Ladengeschäft oder eine Dienstleistung für Touristen anzubieten. Es kann ja klein sein, man braucht ja nicht viel, denken sie. Wer so etwas in Malta vorhat, muss sehen, dass fast alle üblichen Angebote schon vorhanden sind, dass Valetta extrem klein ist und dass die Malteser schon sehr dicht im Hafengebiet zusammengerückt sind. Da ist wenig Luft für Neuankömmlinge.

Auswandern? Nein

Für erwerbstätige Auswanderer ist Malta nicht zu empfehlen. Wenn jemand nur eine Postadresse für eine Scheinfirma braucht, ist es was anderes. Seit dem EU Beitritt dürfte das aber seltener geworden sein. So bleibt die schöne Insel mit der langen Geschichte und der schönen Landschaft eher ein Tipp für Senioren. Wobei auch dann zu fragen wäre, ob Sie nicht in Spanien glücklicher sind.

Wirtschaft

Traditionell sind Landwirtschaft und Fischerei die wichtigsten Wirtschaftszweige. Dabei wird die Landwirtschaft hauptsächlich auf Gozo betrieben: Anbau von Gemüse und Getreide sowie Weinbau. Trotzdem erzeugt Malta nur 20 Prozent des Eigenbedarfs an Nahrungsmitteln. Das bedeute eine starke Abhängigkeit von Importen. Neben Nahrungsmitteln müssen auch Trinkwasser und Öl oder Gas eingeführt werden.

Der größte Arbeitgeber des Landes sind die Malta Drydocks, die zweitgrößte Werft Europas. Malta hat auch eine eigene Börse, Finanzdienste tragen ein Zehntel zum Staatseinkommen bei.

Der Tourismus spielt eine große Rolle, er sorgt für 40 Prozent des Bruttosozialprodukts. In 2015 kamen fast zwei Millionen Touristen nach Malta. Aber die sind schnell da und schnell wieder weg. Immerhin wurde ermittelt, dass ein Tourist im Schnitt 34 EUR pro Tag in Malta lässt.

Die exotische Lage begünstigte Malta als Ziel für Lernurlaub. Mit seiner kontrastreichen Landschaft hat sich Malta als Ziel von Sprachurlauben etabliert.

Europäische Firmen werden seit den 1970er Jahren mit Steuervorteilen gelockt. Das war recht erfolgreich. Aber seit dem EU Beitritt sind die Steuervorteile nicht mehr gegeben.

Verkehr

Auf Maltas Straßen herrscht Linksverkehr. In den letzten Jahren wurde viel in den Ausbau des Straßennetzes investiert. Die Briten bauten zu Beginn des 20. Jahrhunderts Schienenwege, aber das Netz war nicht rentabel und wurde bald wieder eingestellt.

Schreibe einen Kommentar