Föderalismus: Eine Schablone für Kryptowährungen

Jeder Anleger in Kryptos versteht die wilde Marktpraxis besser, je klarer seine Theorie ist. Als Verstehenshilfe: Wie wäre das, wenn man das Prinzip des Föderalismus auf Kryptos anwendet? Wir probieren das mal aus. Wir gewinnen damit ein Kriterium, um Trends zu bewerten, um profitable Kryptowährungen zu identifizieren.

Disclaimer: Ich bin kein Experte für den Kryptowährungs-Markt. Ich bin kein Spezialist, sondern ein interessierter Laie und Generalist. Mich interessiert besonders, was Kryptowährungen für das Leben im Ausland bedeuten.

DeFi und föderale Strukturen

Das Konzept des Föderalismus heißt allgemein: die zentrale Kontrolle in einer dezentralen Struktur. Was bedeutet das bei Kryptowährungen? Gibt es so etwas überhaupt? Soll nicht DeFi nur dezentralisiert sein ohne ein Kontrollzentrum?

Wer praktisch darüber nachdenkt, als Anleger, kommt zu dem Ergebnis: Auch jede Blockchain braucht eine administrative Zentrale: Einen Betreiber, der sich um Performance, fehlerfreien technischen Betrieb und Probleme seiner Kunden kümmert. Nur das sichert auf lange Sicht den Erfolg einer Währung. Sicher brauchen wir keine Zentrale mit einseitiger Verfügungsgewalt wie die Zentralbanken es praktizieren. Keine Zentrale mit der Macht, heimlich Geldwert zu vermehren (Inflation) oder in Eigentumsrechte zu greifen (Raub).

Zentralbanken waren lange Jahre ein notwendiges Übel. „Mach gute Mine zum bösen Spiel“ – denn du konntest sie eh nicht beeinflussen. Durch Kryptowährungen ist das nun anders. Zentralbanken haben politische Ziele und einen Staatsauftrag. Sie sind ab jetzt für manches nützlich; und wo nicht, setz‘ sie vor die Tür!

Föderale Stärken am Beispiel Bitcoin

Woher kommt die Marktkapitalisierung? Wieso wurden Milliarden in Bitcoin angelegt? Ist das ein Zufall oder ein Wunder? Nein. Menschen haben Kosten und Nutzen abgewogen, gerechnet und stellten fest, dass das Potential sehr lukrativ sein müsse.

Die Marktkapitalisierung ist entscheidend für eine Kryptowährung und sie passiert nicht von allein – darum muss sich jemand kümmern, nennen wir ihn nun „Betreiber“ oder „Zentrale mit Kontrollaufgaben“.

Die dezentralisierte Finanzstruktur (DeFi) schafft einen neuen organisatorischen Währungsstandard. Was meine ich damit? DeFi ist vergleichbar mit der Beziehung zwischen einer Zentralregierung und einer Landesregierung. Vergleichbar! – das ist wichtig; bei allen Unterschieden gibt es hier eine ähnliche Struktur. Nicht mehr und nicht weniger.

Wer sich Kryptos so wünscht, dass da alles dezentral und verteilt sei … der negiert Verantwortung. Der schüttet mit dem Bad auch das Kind aus. Der tut so, als würden alle sozialen Komponenten – Vertrauen, Verantwortung, Redlichkeit, oder deren Gegenteil – durch clevere Kryptos Null und Nichtig werden. Ich habe schon solche schwärmerischen Statements gelesen, dass durch Blockchains soziale Beziehungen nicht mehr relevant seien. So zu denken, ist weltfremd. Ich bin überzeugt, dass der große Erfolg von Bitcoin zum großen Teil im klugen Management liegt und in raffinierter PR und in stabilen und sicheren Servern.

Auch wenn über solches Zeug selten gesprochen wird, es wirkt nun mal. Nur weil es gut organisiert ist, kann man dann die Geschichte erzählen, dass Bitcoin so begann:

Da flog eine kleine Idee, versteckt in einem Textdokument, in die Welt. Die Menschen lasen. Die Menschen glaubten zu träumen, so schön war die Idee und dann priesen sie die neue Zeit und Bitcoins und lebten fortan glücklich und zufrieden … und schwimmend in Geld 🙂

aus der Bitcoin Bibel für Kinder, Auflage XXII, 2348

Was folgt daraus praktisch?

Lege für dich Kriterien für nachhaltige Währungen fest – einen Vorschlag und Diskussion möglicher Kriterien findest du im Blog. Marktkapitalisierung (s.o.) ist wichtig, aber sie ist nicht alles – rechne die Fees durch, ehe du ein Asset wählst. Und vergleiche regelmäßig Pressestimmen/ News über die Instanz, die die Kryptos auflegt, in die du investierst. Denn es gibt über 15000 Währungen. Es wäre normal, dass auch da 80% auf der Strecke bleiben, aus welchen Gründen auch immer.

Merkmale des Föderalismus

  • Er ermöglicht es der obersten Leitung, sich auf die obersten Prioritäten zu konzentrieren.
  • Er definiert die Rollen und Verantwortlichkeiten der koordinierten Teilbereiche.
  • Er gibt einen Maßstab vor, an dem der Erfolg und die Effizienz des Ganzen gemessen wird.

Länder mit föderalen Strukturen

Die Bundesrepublik gehört nicht dazu, sie ist nur auf dem Papier föderal und praktisch ein zentralistischer Staat. Eigenständigkeit der Bundesländer wird gewährt von der Zentralregierung und wird abgeschafft, wo es Berlin passt. Man denke an den „Länderfinanzausgleich“ – eine Ungeheuerlichkeit, die von Gerechtigkeit nichts wissen will. (Ach, es ist übrigens die Blaupause für die Finanzierung der EU. Wer hätte das gedacht.)

Das leuchtende Beispiel für Föderalismus ist die Schweiz. Eigenständigkeit der Kantone geht dort immer vor und das solange, wie kein anderer gestört wird. (Und wo es jemanden stört, macht man eine Volksabstimmung 🙂

Wie steht es mit den USA? Im politischen (Un-)Geiste werden die immer deutscher. Die Zentralregierung in Washington versteht das so: Innenpolitik = Niederwerfung der Bundesstaaten unter eine Übermacht. Dem gegenüber kennen die Bundesstaaten noch die Verfassung und wissen die pragmatisch zu lesen. Eigentlich noch die Situation wie vor dem amerikanischen Sezessionskrieg. Nur fehlt heute ein General Lee.

Wozu dieser Artikel? Kurz gesagt: So etwas Abstraktes wie Algorithmen (mit dem Wert einer Luxusvilla) schreit nach mehr Weltbezug. Zahlen Daten Fakten reichen dafür nicht aus.

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